Montag, 11. Juni 2012

Großstadtängste

S-Bahn. Obwohl zu viert besetzen wir nur zwei Plätze - denn das eine Kind möchte gern im Kinderwagen bleiben, um sein Spiegelbild in der Tür zu bewundern, das andere möchte gern auf Mamas Schoß sitzen. Ein dritter Platz ist besetzt, da kommt ein junger Mann. Schaut sich etwas gründlicher als üblich um und setzt sich etwas umständlicher als normal.

Und dann fängt das Reden an, in einer Fremdsprache, von der ich leider ein paar Worte verstehe. Sehr laut. Hm, kein Handy am Ohr, kein unauffälliger Knopf im Ohr samt Leine mit Mikro. Also ein, wie sagt man das gerade politisch korrekt, psychisch etwas auffälliger Mensch. Es beruhigt nicht gerade, dass ich das Wort "Schwein" und "Schweine" verstehe, kleine Wunden an seinen Händen entdecke und der Mensch einen prall gefüllten Rucksack umklammert.

Aber "wo Gefahr ist, ..." Ihr kennt das ja. merkwürdige Menschen, komische Mütter, ein bisschen beruhigt mich der Gedanke, dass wenn wir jetzt von einem verrückten Islamisten in die Luft gesprengt werden würden, es
1. wenigstens schnell und deshalb ohne groß was zu spüren ginge,
2. keiner allein zurück bliebe (na gut, außer dem abwesenden Mann ...) und
3. wenn ich mir so was schon wünschen müsste, dann doch wirklich am liebsten im Kreis meiner Lieben und mit einem warmen, lebendigen Kind auf dem Schoß das Leben beschließen würde.

Als nächstes dachte ich drüber nach ob ich den Mann bitten sollte, leiser zu schimpfen, weil ich nicht weiß, ob die Kinder ihn nicht vielleicht erheblich besser verstehen als ich. Aber andererseits, angesichts dessen, wie ihre Fremdsprachenstunden meist so ablaufen, habe ich mir das dann doch geschenkt. Und passiert ist natürlich nix.

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