Sonntag, 21. September 2014

Prokrastrinieren - Anfänger oder Fortgeschrittene?

Nur damit Ihr wisst wie das läuft und Euch wiedererkennen könnt (und damit ich nicht mit der harten Arbeit anfangen muss):

Eine Aufgabe steht an, die am Computer erledigt werden muss. Eine wichtige Aufgabe, für die es dankenswerterweise sogar eine Deadline gibt (die nächste Woche liegt).

Was mache ich?
- lange schlafen. Auch wenn ich mir am Vortag noch vorgenommen hab, den Vormittag zu nutzen, um was geschafft zu kriegen
- Kaffee, um wach zu werden
- irgendwas im Haushalt, was auch schon lange fällig ist, aber keine Deadline hat und woran sich auch keiner (außer mir vielleicht) groß stört, wenn es nicht erledigt wird
- Facebook
- Blog-Leseliste
- E-Mails
- noch mehr Kaffee
- wo ich schon mal in der Küche bin: noch was im Haushalt
- Aufräumen. Oh, da liegen Zeitschriften und Zeitungen? Die müssen natürlich ausgelesen werden, bevor sie ins Altpapier wandern. Das fällt unter Aufräumen, oder?
- ups, zu viel Kaffee, jetzt zitter ich. Erst mal was essen.

Und wenn es ganz hart kommt
- ein bis drei Blog-Artikel schreiben.

So, jetzt wisst Ihr es. Wobei ich erstaunlicherweise so gut wie jede Deadline einhalte. Nur das, was man sich so vornimmt à la: "Ich mache es gleich und habe danach richtig, echt und unbeschwert frei und Zeit, das zu tun, was ich möchte". Das klappt irgendwie nie.

Freitag, 19. September 2014

Bügelbrett - Perspektive

Nur um den letzten Post in die richtige Perspektive zu setzen: Das ist ein Mal passiert. 1 MAL. Kein Grund zur Sorge also, wenn Ihr/Euer Kind nicht darum bettelt, die gesamte Wäsche bügeln zu dürfen.

Ich muss mir solche Dinge aber aufschreiben und in die Welt hineinbloggen, damit ich
- an kalten Abende etwas habe, um mein Herz daran zu erwärmen
- an schlechten Tagen, wenn kein Kind macht, was ich möchte und was es soll, mich daran erinnern kann, dass es hin und wieder auch anders geht
- weiß, dass man mit zehn respektive acht Jahren tatsächlich schon Bügel KANN. Während man mit acht vielleicht noch nicht so gut an die hohe Wäscheleine dran kommt.
- Damit die Aufgaben, wenn ich wieder mehr außer Haus arbeite, entsprechend aufgeteilt werden können.

In einer idealen Welt. Ihr wisst, was ich meine.

Freitag, 12. September 2014

Kostbares Bügelbrett

Unsere Strategie der Verknappung hat gewirkt. Jedenfalls kurzfristig. Bei uns wird ja nichts gebügelt, außer vielleicht Blusen und Hemden. Nach der letzten Wäsche kam erst das eine Kind: "Mama, darf ich meine Sachen bügeln?", dann das andere. Klar, meine Süßen.

Hat alles einwandfrei geklappt, keiner hat sich die Finger verbrannt (wie ich damals, vermutlich deshalb keine Bügelei hier, Traumabewältigung, von als ich mein erstes Puppenkleid bügeln wollte). Jetzt müssen wir das nur noch verstetigen und auf unsere Sachen ausweiten, dann würde ich sagen: Erziehungsziel voll und ganz erreicht! Man fühlt sich ein bisschen wie auf der Pirsch, nur nicht zu stark auftreten, um das scheue Wild nicht zu verschrecken.

Donnerstag, 11. September 2014

Die Schweizer Diskussion um arbeitende Mütter

Ich find grad einiges Material, das schon zwei Jahre alt ist, aber trotzdem: Wir sahen ja schon, dass in der Schweiz einiges anders läuft als in Deutschland, was Eltern und Beruf angeht. Elternzeit gibt es anscheinend nur für Mütter und nur 14 Wochen lang. Krippen scheinen je nach Kanton unterschiedlich bezuschusst zu werden und generell sehr viel teurer zu sein als in Deutschland. Keine so guten Voraussetzungen.

Dafür haben sie immerhin den Mamablog, der immer mal wieder in meiner Linkliste auftaucht. Und die ehemaligen Autorinnen dort, Michèle Binswanger und Nicole Althaus, haben 2012 ein Buch zum Thema geschrieben, in dem es weniger um die Kinder, als viel mehr um die Mütter geht, hier ein nettes Interview, aus dem man ganz gut raushören kann, worum es in dem Buch geht.

Einiges erkenne ich wieder aus eigenem Erleben. Zum Beispiel möglichst am Arbeitsplatz nicht merken lassen, dass man Kinder hat. Und wenn das jemand so sagt, zum Beispiel ein Chef, dann ist das als Kompliment gemeint. Fühlt sich dann sehr zwiespältig an. Und für alle die Männer, die gleich schreien: "Frauenbevorzugung führt zu Männerbenachteiligung": Auch hier finde ich die Perspektive angenehm ausgewogen, indem darauf hingewiesen wird, dass es für Männer auch durchaus nicht nur angenehm ist, die Last des Hauptverdieners zu tragen.


Sonntag, 7. September 2014

Das ist schon neu, oder? Spitzenpolitiker, die offiziell das Zwei-Verdiener-Modell leben

Klar hab ich mitgekriegt, dass Sigmar Gabriel irgendwann Vater geworden ist, Elternzeit genommen hat (in der er auch, aber weniger als sonst gearbeitet hat) und seine Tochter, die er unter der Woche sonst sicher nur selten sieht, immer Mittwoch nachmittags von der Kita abholen will.

Aber neu ist das trotzdem, insgesamt und auf Deutschland betrachtet, oder? Hab ich, zumindest auf der beruflichen Eben noch nicht gehört oder gelesen:
- Ein Mann, der sich dazu äußert, wie seine Kinder betreut werden (meist werden Väter das ja nicht mal gefragt in der Presse. Im Berufsleben mag sich das inzwischen an einigen Orten gewandelt haben)
- Ein Vater in hoher Position, dessen Frau weiter erwerbstätig ist und der sich auch, zumindest in Maßen, für die Betreuung zuständig fühlt

Und klar ist das zum Teil Taktik, PR und Fischen nach Wählerstimmen. Aber trotzdem ist er damit der erste und einer der wenigen, die damit DIESE Wählerschaft (Leute, die dieses Lebensmodell richtig finden, die auch mit Vereinbarkeit von Beruf und Familie kämpfen) ansprechen. Und neben ein bisschen Lob hat er auch einiges dafür einstecken müssen, siehe hier im Tagesspiegel - oder hier: eine Dienstaufsichtsbeschwerde, weil er angeblich wegen des fehlenden Mittwochnachmittags seine Dienstpflicht verletzt.

Also Männer, Väter, gern mehr davon, ich freu mich über jeden, der sich traut und sich gegen Chefs, Kollegen etc. durchsetzt, die dumm reden oder sogar echte berufliche Nachteile austeilen können.

Freitag, 5. September 2014

Verschlafen

Es heißt ja so schön kitschig, dass man, sobald man ein Kind hat, das Herz außerhalb vom Körper herumläuft. Wem das zu gruselig klingt: natürlich, weil das Kind das Herz ist in dieser Metapher.

Bei mir ist es nicht (nur) das Herz. Mein kleines schlechtes Gewissen läuft nämlich im Schlafanzug durch die Wohnung und stellt sich neben mein Bett!

Da verstellt man einmal aus Versehen seinen Wecker um eine Stunde. Natürlich so, dass ich nicht eine Stunde zu früh wach bin, sondern zu spät. Und dann kommt der kleine Geist, zum Glück noch rechtzeitig, damit es alle pünktlich in die Schule schaffen. Schon das zweite Mal passiert - NEIN, nicht hintereinander, so schlimm ist es noch nicht, das zweite Mal in der gesamten Schullaufbahn meiner Kinder, soweit ich mich gerade erinnern kann oder will.

Vielleicht ist es ja doch kein Geist. Sondern ein liebes Heinzelmännchen.

Mittwoch, 3. September 2014

Nachmittagsbetreuung - ein Trauerspiel trotz Hort

Hamburg stellt ja gerade die Grundschulen um auf Ganztagsschule. Von daher habe ich ab diesem Schuljahr ein Kind in der "echten" Ganztagsschule, wo sich nachmittags tatsächlich Lehrer um die Kinder kümmern, der Nachmittag in den Schultag integriert wird. In Pädagogen-Sprech: "Rhythmisierung". Heißt, dass nicht der ganze Unterrichtsstoff in 45- oder 90-Minuten-Blöcken in den Vormittag geknallt wird. Sondern dass es vormittags auch mal ruhigere Phasen (oder Sport) gibt und dafür nachmittags neben einer "Lernphase" (Hausaufgaben, Lernen) und Freizeit eben auch hin und wieder noch ein paar echte Schulfächer.

Wie gut das funktioniert, wird sich zeigen. Der Rest der Schule hat nämlich noch das "unechte", also un-rhythmisierte Modell. Das entspricht dem alten Hortgedanken "Vormittags machen die Lehrer Unterricht, nachmittags die Erzieher Hausaufgabenbetreuung und Freizeit". Und das ist, egal unter welcher Fahne es läuft (nennt es Ganztag, nennt es Hort) verbesserungswürdig.

1. Immer zu wenig Absprachen zwischen Schule und Hort, Lehrern und Erziehern. Nachmittags hatten sie anfangs sogar Probleme, den hochoffiziellen "Schulethos" der Schule samt Regeln, auf die sich alle verständigt hatten, durchzusetzen
2. Wer macht die Hausaufgabenbetreuung? Im Hort oft unterbezahlte Honorarkräfte, die nicht immer die didaktischen Ansätze der Lehrer vom Vormittag nachvollziehen können und den Kindern dann, wenn sie mal was erklären, gern alles ganz anders erklären als der Lehrer. Sehr viel besser sieht das im "unechten" Ganztag auch nicht aus, da gibt es oft nicht mal das Geld für die Honorarkräfte und es wird nur drauf geachtet, dass die Kinder still sind
3. So toll es klingt: Ganztag, und dann sind die Kinder fertig, wenn sie nach Hause kommen und müssen nichts mehr für die Schule tun: Stimmt ja gar nicht! Natürlich müssen zu Hause weiterhin Vokabeln gelernt werden oder Schwierigkeiten noch mal nachgearbeitet. Und man kann das entweder normal finden ("war bei uns ja auch nicht anders") oder drüber nachdenken, was das für Kinder bedeutet, die bis 18.00 Uhr in der Betreuung sind. Nach Hause kommen, Abendbrot essen, Weiterlernen? Abends um 19.00 Uhr? Grundschüler? Die Antwort überlasse ich dem geneigten Leser/der geneigten Leserin.

Das sind nur einige der Problemstellen. Weitere werden in diesem Artikel aus der ZEIT angerissen. Zum Beispiel, dass Lehrer nur ungern die Hoheit über ihr Klassenzimmer, also den Raum an sich, abgeben. Immer wieder kommt es zu Beschwerden der Lehrer, dass das Zimmer schmutzig sei, Sachen angefasst oder verändert wurden. Viele Erzieher wissen kaum noch, was sie die Kinder im Raum machen lassen sollen, außer mit gefalteten Händen brav am Tisch sitzen, damit es am nächsten Tag nicht wieder Ärger gibt.