Samstag, 29. Oktober 2016

Liebe ZEIT, ist es denn immer noch nötig? Das Frauenzählen?

Die aktuelle Ausgabe. Sonderteil "Glauben & Zweifeln" zum 500. Geburtstag der Luther-Thesen. Quasi jeder, oder zumindest 95 mehr oder minder Prominente, "Theologen, Politiker, Dichter und Kaberettisten, Wirtschaftsbosse und Journalisten" durften mal ran und sagen, was für sie "heute christlich" ist.

22 davon waren Frauen.

22.

Nicht mal ein Viertel.

Ich hab vergessen, was die üblichen Ausreden sind, wenn in Talkshows etc. mal wieder nur eine (oder gar keine) Alibifrau sitzt. War es was mit "gibt keine weiblichen Experten in dem Gebiet", "so wenige Frauen wollen ins Rampenlicht" oder ähnliches? Mir war so.

Aber nun Gott. Oder Christentum. Sie fragen auch nicht explizit Fachleute, also TheologInnen. Nein, jede, jeder darf mal ran, der sich was zu sagen traut. Beim Glauben gibt es auch nicht so richtig ein "besser" und "schlechter" glauben, es ist also nicht so, als ob die besten, schönsten und richtigsten Gläubigen halt momentan zu 75% Männer sind und deshalb musste man unbedingt. Auch scheint die Redaktion in letzter Zeit nicht unbedingt in einer durchschnittlichen Kirche im Gottesdienst gewesen zu sein, sonst wüsste sie, dass dort der Anteil von Frauen meist deutlich über 50% liegt. Es sind mehr Frauen Kirchenmitglied (bei den Evangelischen) als Männer. Seit Jahrzehnten. Bei den Ehrenamtlichen ist "etwa jeder vierte Freiwillige in der Diakonie [...] ein Mann, in der Kirche ist es jeder Dritte" - genau, drei Viertel bzw. zwei Drittel sind Frauen!

Aber danke, liebe ZEIT, dass Ihr die wahre Fachleute für Glauben und Christentum gefunden habt, für die Beziehung zu Gott - und dass drei Viertel davon Männer sind! Da weiß ich, als Frau, Leserin und Christin, doch mal wieder, wo der Hammer hängt und wer was zu sagen hat in unserer Gesellschaft und wen ihr lieber schweigend übergeht, weil sie ja nicht so wichtig sind.

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