Montag, 6. Februar 2012

Ärzteserien - manchmal möchte man es gar nicht so genau wissen

Letzte Woche hatte ich endlich mal wieder ausreichend Gelegenheit, das Fernsehprogramm, dass tagsüber läuft, zu testen: Krank zu Hause nennt man das auch.

Dabei fiel mir ein, wie neuartig das mal war. Diese amerikanischen Ärzteserien, die so superrealistisch sind. Wahrscheinlich fing das mit Emergency Room an, das war etwas vor meiner Zeit. Aber bei "Scrubs" oder "Grey's Anatomy" fand man dasselbe Thema: Junge Ärzte/Medizinstudenten, die erste Schritte im medizinischen Alltag tun. Und man merkt: Vom Halbgott in weiß sind die alle weit entfernt und so unsicher, wie man selbst vermutlich auch wäre, wenn man plötzlich so wichtige Sachen entscheiden soll, die Symptome aber noch nie außerhalb eines Lehrbuchs gesehen hat. Dazu noch das ein oder andere Medizinerblog (Ärztin im Chaos ist ja leider nicht mehr online) und man hat das Gefühl, so weit sind die vom Alltag in manchen Punkten gar nicht entfernt.

Und dann steht man mit dem wichtigsten Menschen der Welt, mit dem eigenen Kind, im Krankenhaus. Und trifft natürlich genau auf so einen jungen Arzt, einen, dem das Noch-Nicht-Wissen quasi aus jeder Pore tropft. Der alles gut macht, aber wo einfach so viel fehlt an Sicherheit-Vermitteln. "Tja, könnte gebrochen sein, das Schlüsselbein, oder doll gestaucht. Also in der Therapie macht das keinen Unterschied" .... Ach ja? Und was soll das jetzt heißen?

Und wie nett, wenn dann der Oberarzt per E-Mail das Röntgenbild aus dem OP aus anschaut und den Befund des jungen Menschen bestätigt. Aber was soll das heißen? Wenn man nur einmal vernünftig und verständlich mit den aufgeregten Eltern reden würde, deren Zustand sich eher so beschreiben lässt: "Der Knochen ist GEBROCHEN??? AARRGH. Und die Knochenenden liegen nicht schön nebeneinander, sondern übereinander?? Ist das nicht ganz furchtbar schlimm???" ... aber das kann man mit dem geringen Erfahrungsschatz wahrscheinlich einfach nicht und ich sollte mich freuen, dass der junge Arzt nicht auch noch versucht, Wissen vorzutäuschen, wo er es nicht hat.

Wie angenehm es ist mit jemandem zu sprechen, der schon ein paar solcher Fälle gesehen hat, und auch weiß, wie die ausheilen, erleben wir dann ein paar Wochen später bei der Nachkontrolle beim niedergelassenen Knochenarzt. "Ja, das heilt. Der Knochen wächst so zusammen, aber weil der noch so schnell länger und breiter wird, wird in einem Jahr nichts mehr von dem Bruch zu sehen sein - auch wenn die Knochenenden jetzt übereinander liegen". Ach. Das ist doch mal eine Aussage.

Klar müssen junge Ärzte irgendwo die Routine lernen. Aber sicher werden mir die meisten Eltern zustimmen wenn ich sage: "Bitte nicht an meinem Kind!"

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