Sonntag, 26. Juni 2016

Endlich Kultur

Hin und wieder erfasst mich ja der Ausgehrausch und ich stelle mit Bedauern fest, dass ich fast niemanden mehr kenne, der mitgehen würde. Natürlich kann ich meinen Mann zwingen, aber während Ramadan ist das auch ein bisschen schwieriger als sonst.

Daher passte uns die Lesung in der Hafencity wunderbar, weil draußen und zu kinder- und sonnenscheinkompatibler Uhrzeit, 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr.

Das Konzept geht auf: Ganz entspannt auf den Magellanterrassen rumlungern, das Panorama genießen und sich dazu belesen lassen. Die Anlage konnte was, wir haben also trotz oft vorbeiröhrender Harleys (Harley Days in Hamburg dieses Wochenende, zum Glück meiden die meine Wohngegend normalerweise) alles gut hören können.

Das Programm:
Alexander Posch. Kannte ich vorher gar nicht. Las mit mäßig unterhaltsame Geschichten aus Hamburg-Rahlstedt - immerhin aktuell (irgendwas Richtung pro und contra Flüchtlinge) und mit Lokalkolorit. Ach guck mal, laut diesem Artikel aus dem Abendblatt hat er ja doch ein paar amüsante Ideen

Rasha Khayat. Von ihrem aktuellen Roman hatte ich viel gelesen und mir von der deutsch-arabischen Melange viel versprochen. Vielleicht hat sie nicht die passendste Stelle aus ihrem Roman "Weil wir längst woanders sind" gewählt. Oder ich bin zu abgebrüht und ein reindeutsches Publikum findet es spannender als ich zu hören, dass auf einem Junggesellenabschied in Saudi-Arabien in der Wüste sehr viel "Yalla" gesagt und Alkohol getrunken und auf Dosen geschossen wird.

Saša Stanišić. Mein persönliches Highlight. Und klar, war ja auch der Star-Autor des Nachmittags. Offensichtlich zahlt sich das Training umfangreicher Lesereisen aus. Und die Geschichte war unterhaltsam. 

Also lustig oder tiefgründig, geht beides bei Lesungen, aber belanglos, das geht nicht. Oder weitschweifig.

Beim letzten Autor und Vorleser (Tilman Ramstedt) mussten wir los, die Kinder, die sich vorher ausgiebig mit dem benachbarten Elbphilharmonie-Pavillon und einem Eis beschäftigt hatten, hatten genug von Kultur und brauchten Bewegung.

Fazit: Für dieses Wetter eine sehr gute Veranstaltungsform. Nächstes Mal kommen zwei Autoren, die mir noch mehr am Herzen liegen, ich habe also große Hoffnungen. Und ein bisschen neidisch bin ich natürlich. Hafencity: Wo man nur aus dem Haus treten muss, um großartige Kultur geliefert zu bekommen. Wer finanziert das eigentlich?

Bisschen mehr Action steht übrigens auch noch auf meiner persönlichen Kulturwunschliste. Vorschläge gern an mich.

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