Freitag, 7. April 2017

Buch "In der mittleren Ebene" von Jakubzik

In der ZEIT (2017, Nr.14) gab es ein Interview mit dem Autor Frank Jakubzik, der ein Buch über "Das Leben im mittleren Management" geschrieben hat. Spannend - denn viele Autoren gibt es nicht, die aus eigener Erfahrung erhellend aus dem "echten" Arbeitsleben als Angestellte/r schreiben können.

Laut Jakubzeit hat jeder Angestellte Aussteigerfantasien, aber keiner verwirklicht sie. Top-Fähigkeiten sind "Aushalten und Durchhalten".

In Vereine geht ja keiner mehr, da gäbe es ja ein Zugehörigkeitsgefühl. Heute geht man ins Fitness-Studio, ganz unverbindlich, jeder für sich.

"Unser einziger Lebenssinn soll die Arbeit sein, aber leider taugt sie gar nicht zur Selbstverwirklichung."

Jakubziks Traum von einem Ausweg: Ein Brotjob. Kann man das? Sich einen Job suchen, den abreißen, zu Hause nicht mehr dran denken und seine Selbstverwirklichung (Freunde, Projekte, Träume) in der Freizeit leben? Ich kenne einen, der das so macht. Einen einzigen. Von sehr vielen.

Erinnerungen kommen auf: Wie toll ich am Anfang diese Geschäftsflüge fand. Wie wichtig man sich nimmt. Bis man nach einer Weile merkt: Ist auch nur so ähnlich wie Busfahren. Sogar um einiges anstrengender und zeitraubender, aber wenn man erst mal in der Kiste sitzt, fühlt es sich so ähnlich an wie morgens in der S-Bahn. Auf Hin- und Rückflug sieht man dieselben Hanseln, die morgens zum Kunden und abends zurück müssen. Wie man selber. Man Hansel

In den Firmen stehen teurere Möbel als bei einem selber zu Hause. Mit Kunden geht man in bessere Restaurants als mit der Familie. Wenn sich das jemals ändert, ist man verloren. Dann hat man sich in der Business-Welt verloren und kann leider nie wieder zurück.

"Eine Beobachtung war, dass Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen, die selbst noch Eigentümer sind, in einer ganz anderen Weise reden, mit viel mehr Überblick, mit viel mehr Spielraum, als ihn noch so hohe Hierarchen in einem Großkonzern haben." Genau das erlebe ich gerade. Eigentümer, die entscheiden. Manager, die nicht mal wirklich entscheiden können, wo sie im nächsten Quartal den Schwerpunkt ihrer Arbeit legen.

"Die mittlere Ebene geht vom Facility-Manager bis zum Vice-President. Darunter gibt es dann fast nur noch Ausgestoßene, mit denen überhaupt nicht mehr geredet wird, die nur noch auf Pfiff für Mindestlohn rangekarrt und wieder fallen gelassen werden. Und darüber gibt es irgendwelche Götter, über die ich Ihnen leider nichts sagen kann, da fehlt mir die Erfahrung. Vielleicht werden auf dieser Götterebene die Entscheidungen getroffen, keine Ahnung, in der mittleren Ebene tut’s ja niemand."

"Je mehr Detailfragen jemand stelle, desto sicherer könne man sein, dass er in der Sache nichts zu entscheiden habe."

Am Schluss sein Fazit, sein Traum, was er mit dem Buch erreichen will:
"Mein Ziel waren 30.000 Kündigungen in der Großindustrie."

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