Donnerstag, 1. März 2018

Die Sache mit den Kindern und den Medien

Gerade geistert es durch meine Online-Medien und ich bin den Buddenbohms beim Nuf ja sehr dankbar, die "andere Seite" der Medienerziehung durchscheinen zu lassen. Ihre Wahrheit. In Teilen auch meine Wahrheit.

Sicher sind ähnliche Artikel bei anderen Bloggerinnen und Bloggern deren Wahrheit. Und ich bin immer mal wieder kurz unsicher, ob wir nur zu verkrampft sind und die große Freiheit ("macht doch in Eurer Freizeit, was Ihr wollt, und wenn das fünf Stunden YouTube-Schauen am Stück ist, dann ist das nicht mein Problem") uns alle zufriedener machen würden und das Problem gar nicht mehr so unüberwindlich schiene.

Aber dann fällt mir das Motto unsere Schule ein (und es gibt sogar ein Lied dazu): "Ich bin anders als du. Du bist anders als ich". Und ich kenne meine Kinder besser als du. Dafür kennst Du Deine besser als ich. Und insgesamt macht das dann Verallgemeinerungen ziemlich schwierig.

Ich möchte nun also Team "wie auch immer geregelte Medienzeiten" unterstützen. Ich hab ein Kind, das bräuchte das alles nicht. Wie es das Klischee will, ist es ein Mädchen.

Ich habe ein anderes Kind, dem ich das Handy ohne Protest wahrscheinlich nur aus der erkalteten Hand herausdrehen könnte.

Mit dem Handy wird so gut wie nie kommuniziert, ein bisschen Whatsapp (wahrscheinlich hauptsächlich mit mir), ein bisschen andere Netzwerke (Instagram, musical.ly), eigentlich nie als Telefon.

Hauptsächlich und ohne Pause wird damit YouTube geschaut und hin und wieder Spiele gespielt. Die schlimmste Phase "Clash Royale" mitsamt "Oh, das Geld wollte/sollte ich doch gar nicht ausgeben" ist zum Glück anscheinend vorbei. Inzwischen ist das Kind so alt, dass man den Energieüberschuss nach dem stundenlangen Stillsitzen nicht mehr so negativ bemerkt. Früher war das deutlicher, schlechte Laune, Überdrehtheit, sobald das Handy weg war, schwer zu bändigen, schwer in sinnvolle Bahnen ("Geh doch mal raus". "Lass uns doch mal zusammen rausgehen/im Garten arbeiten/Trampolin springen/Fahrrad fahren") zu lenken.

Da wir keine Lust haben (wir haben es ausprobiert), die Medienzeit insgesamt zu kontrollieren (bei uns heißt das "Elektronikzeit"), haben wir uns für das Modell: "Ab 19.00 Uhr dürft Ihr" entschieden. Das hat das Ganze schon mal stressfreier gestaltet, weil man nicht mit der Uhr hinter den Kindern herrennen muss bzw. versuchen muss, Zeitbegrenzer-Apps oder ähnliches zu installieren. Bis auf das Aufhören, weil Bettzeit ist, das ist natürlich dann die eine Grenze, bei der versucht wird zu schieben. Zum Schlafen kommen alle Geräte ins Wohnzimmer an ihre Ladestation. Das ist mal gut zu begründen weil es ja 1. den Schlaf stören soll, so ein Gerät neben sich zu haben und ich 2. als gutes Vorbild ("sie machen einem ja doch alles nach) mein Handy ebenfalls nie im Schlafzimmer habe, ich hab mir sogar einen Wecker neu gekauft, damit ich das Handy dafür nicht nutzen muss.

Natürlich werden Regeln dann wieder gedehnt, interpretiert, gebeugt ("Wenn ich abends beim Sport bin, dann muss ich die Zeit ja nachmittags "vorholen", damit ich nicht zu kurz komme"), aber momentan kommen wir damit halbwegs klar. Und ich bin wirklich, wirklich überzeugt davon, dass alles andere sonst, bei totaler Freigabe, zu kurz kommen würde. Schulaufgaben, Lernen für Arbeiten, Mithilfe im Haushalt, vermutlich sogar Hobbys und Sportverein (da ist man ja inzwischen auch alt genug, dass man absagen kann, wenn man mal keinen Bock hat oder sich nicht so fühlt). Froh bin ich über den kreativen Gebrauch (Videos schneiden, musical.lys herstellen), auch für Recherchezwecke etc. ist das Gerät natürlich jederzeit freigegeben. Das macht aber nur einen geringen Teil der Nutzung aus.

Und ja, es wäre mir lieber, wenn die Kinder mehr Bücher lesen würden. Aber selbst da bin ich ein gebranntes Kind. Denn auch wenn mein exzessiver Bücherkonsum in Kindheit und Jugend meine intellektuellen Fähigkeiten sicher gestärkt hat (ich komme nicht unbedingt aus einem Bildungsbürger-Haushalt), würde ich mir inzwischen doch wünschen, ich hätte hin und wieder mal mehr gemacht als zu Hause hinter einem Buch oder einer Zeitschrift zu sitzen. Vielleicht wäre ich dann auch nicht ganz so kurzsichtig, aber so weit war die Wissenschaft damals ja noch nicht.

Also: Ich werde das Experiment von Frau Buddenbohm zu 1 Woche totaler Freigabe von Medien und allen anderen Pflichten mit großem Interesse beobachten und hoffe auf viele tolle Berichte, aus denen wir vielleicht was für uns mitnehmen können.

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